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Warum wir uns engagieren:
Die Entstehung des Jüngere Wohn-Pflege e. V.

Die Gründung des Vereins Jüngere Wohn-Pflege erfolgte 2008 in Detmold (NRW) durch unsere Erste Vorsitzende Gabriele Bunse. Der Anstoß zu unserem Engagement reicht jedoch zurück bis in das Jahr 1994 – und darüber hinaus.

 

Mit jahrzehntelangen Erfahrungen in der Arbeit mit blinden Menschen und „mehrfach Handicapped People“ sowie in der Neurologie/Psychiatrie verfügt Gabriele Bunse über umfassende Einblicke in die Strukturen des Gesundheits- und Pflegebereichs. Spezialisierungen in den Bereichen Demenz, MS, Morbus Parkinson, Schlaganfall, ALS, Schädel-Hirn-Traumata sowie jüngere chronisch erkrankte „Handicapped People“ aus dem neurologisch-onkologisch-internistischen Formenkreis bringen sie in Kontakt zu pflegebedürftigen Menschen.

Insbesondere die Lebenssituation vieler jüngerer erkrankter Menschen bewegt unsere heutige Erste Vorsitzende zutiefst. Wir laden Sie herzlich ein, hier an ihren Erfahrungen teilzuhaben.

„1994 erfolgte meine erste Begegnung in einem Altenheim in Altenbeken. Eine 21 Jahre junge Frau, erkrankt an MS (Multipler Sklerose), lebte dort gemeinsam mit den Seniorinnen und Senioren – in den typischen Strukturen eines Altenheims. Im Haus lebten auf anderen Wohnebenen zwei weitere jüngere erkrankte Menschen.”

 

Das war der Beginn notwendiger Recherchen:

Wie und wo leben jüngere Menschen, die eine chronische Erkrankung aus dem neurologisch-onkologisch-internistischen Formenkreis ereilt hat?

Wer lebt unter oft abenteuerlichen Bedingungen noch zu Hause, um nicht in ein Altenheim, in ein Zentrum wie Lebenshilfe, Bethel oder Eben-Ezer ziehen zu müssen?

Wer ist wieder zu seinen Eltern gezogen, weil Partnerschaften die schweren Erkrankungen vielfach nicht tragen können?

Wer ist noch befristet in Reha-Kliniken untergebracht und braucht zeitnah einen Raum zum Leben?

 

Die Arbeit in der Praxis für Neurologie/Psychiatrie erleichterte mir die Besuche in Altenheimen, im häuslichen Umfeld, in Zentren, in denen Menschen mit Lern- und Wahrnehmungsdefiziten leben, oder in psychiatrisch orientierten Wohnformen.

Wie viele jüngere chronisch erkrankte Personen in oftmals abenteuerlichen Konstrukten weiter zu Hause leben, mit mehr oder weniger ‚wackeligen‘ Unterstützern wie hilfsbereiten Nachbarn, Bekannten oder Freunden, war und ist für mich schlichtweg erschreckend.

Professionell in dem System sind die ambulanten Pflegedienste. Eltern sind langfristig nicht die geeigneten Begleiter, Pfleger oder Unterstützer. Die körperliche und seelische Belastung ist für sie alleine oft nicht zu tragen. Sie halten die Situation dennoch aus, um ihr ‚Kind‘ nicht in ein Altenheim bringen zu müssen. Ich habe lange vergeblich nach potenziellen Betreibern, Zentren und Wohnformen gesucht. Die Kernaussage: Diese Menschen sind unwirtschaftlich!

 

Die jüngeren erkrankten Personen zwischen 20 und 70 Jahren sind immer noch heimatlos in der ‚Pflegelandschaft‘: Es gibt sie nicht. Sie werden in der Ernährung, der Freizeitgestaltung, in der Versorgung, im Wohnkonzept, taschengeldtechnisch mit ca. 140 Euro im Monat und auch intellektuell den Senioren zugeordnet.

 

Blinde Mehrfach-Handicap-Menschen (Blindenzentrum Detmold) sowie Menschen mit Lern-/Wahrnehmungsdefizit (Bethel, Eben-Ezer, Lebenshilfe) haben ihren Platz, auch gesellschaftlich, gefunden. Im Hilfsmittelbereich, in den Freizeitangeboten, im SGB IX, XI und auch auf politischer Ebene darf und muss für die jüngeren erkrankten Menschen noch mehr Aktion gezeigt werden.

Mit einem Investor und zwei Betreibern kann es uns bei geeigneter Grundstücksfindung gelingen, zusätzlich zu einem bereits etablierten Wohnprojekt in die Wohngruppenform zu wechseln.

Teilhabe, Wiedereingliederung und Miteinander sowie Hilfe zur Selbsthilfe sind einige der Schlagworte, die uns antreiben.

Auf den folgenden Seiten finden Sie weitere Informationen zu den Errungenschaften und Zielen des Jüngere Wohn-Pflege e. V. und erfahren, wie Sie uns bei unserer Arbeit unterstützen können.

 

Danke für die Zeit, die Sie sich für die erkrankten Menschen und unseren Verein nehmen!“

Eckdaten und Meilensteine:
Die Entwicklung unserer Arbeit

1994 Erste Begegnungen im Altenheim: Die an MS (Multipler Sklerose) erkrankten Menschen sind 21, 42 und 54 Jahre jung
1995 Weitere Recherchen sind erforderlich, auch überregional
1998 Erste Anfrage für acht jüngere erkrankte Personen im Kreisseniorenzentrum
2000 Der Bedarf an Wohnraum für diesen Personenkreis wird angezweifelt
2002 Erneuter Versuch, eine Wohnform zu finden
2004 Mehrere Anfragen in verschiedenen Zentren, auch überregional – leider erfolglos
2008 Erfolgreiche Vorstellung des Pilot-Projektes beim LWL in Münster Einbeziehung des Kreises Lippe
2009 Drei jüngere erkrankte Menschen ziehen in das (noch) Seniorenzentrum in der Friedrich-Richter-Straße 17 (Detmold), das „Haus Hoheneichen“
2010 Lange Verhandlungen mit dem Kreis sowie den Mitarbeitern mit dem Ziel, den gesamten Souterrainbereich des Hauses für die jüngeren erkrankten Menschen zu bekommen
2011 Die Verhandlungen erweisen sich als langwierig, hürdenreich und mitunter unerfreulich. Wir haben wunderbare Unterstützer aus der Bevölkerung, zum Beispiel von Handwerk, Soroptimistinnen, Lions, Rotariern, Privatpersonen und Angehörigen, an unserer Seite
2012 Frau Liz Mohn, Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe, wird Botschafterin für unseren Verein
2014 Planung mit dem Kreis und einem Investor, in drei Häusern neben dem Seniorenzentrum Haus Hoheneichen, die abgerissen werden sollen, ein neues Wohngruppenkonzept umzusetzen. Zeichnungen, Planungen, Gespräche und das Ziel sind bereits abgesprochen. Wir wünschen uns eine möglichst selbstbestimmte Wohnform für die jüngeren Menschen in kleineren Wohneinheiten Bezüglich der bestehenden Wohnform sind die langen Verhandlungen im Haus und mit dem Kreis schließlich erfolgreich: Der gesamte untere Wohnbereich wird für jüngere erkrankte Personen zur Verfügung gestellt. Die hohe Nachfrage, auch überregional, bestätigt schnell unsere Recherchen. Heute leben im Haus Hoheneichen 40 jüngere erkrankte Menschen. Der an MS erkrankte Personenkreis ist am präsentesten
2015 Die Planung weiterer Wohnangebote wird von Herrn Dr. Lehmann, dem Landrat des Kreises Lippe, verschoben, da dieser Wohnraum geflüchteten und heimatlosen Menschen zur Verfügung gestellt wird Planung, zusammen mit der St. Elisabeth Stiftung im Seniorenzentrum St. Bonifazius am Wallgraben 8 (Detmold), das umgebaut werden muss, ein Wohnprojekt zu installieren
2016 Das Umbau-Vorhaben wird sich durch die Planung, Wohnraum für Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen, um ein Jahr verzögern
2018 Der Umbau des Hauses am Wallgraben 8 verzögert sich tatsächlich um zwei Jahre, da der Wohnraum länger als zunächst geplant benötigt wird und hohe Auflagen von Seiten des Denkmalschutzamtes erfüllt werden müssen
2019 Die Auflagen des Kreises, der Heimaufsicht und des Denkmalschutzamtes lassen keine Wohngruppen zu. Die Zimmer wären mit 15 qm zu klein für Rollstuhlfahrer und hätten mit Tandembädern ausgestattet werden müssen Im Haus am Wallgraben wird das KOMM+Pakt TOOL (ein Kommunikations- und persönlicher Alltags-Kompetenz-Raum) gemeinsam mit den Selbsthilfegruppen Parkinson, Schlaganfall und MS entstehen
2020 Der Umbau des Hauses am Wallgraben ist abgeschlossen Präsentation des KOMM+PAKT TOOL am Wallgraben 8. Mit einer großzügigen Spende des Rotary-Clubs Lemgo haben wir unsere Kommunikations-Möglichkeiten über den Computer erweitert. Es wurden vier Tablets mit für Handicap-People wichtigem Assistenzzubehör von der Firma Prentke+Romich für das KOMM+PAKT TOOL angeschafft
2020/21 Auch uns lässt Corona nicht unberührt. Keine Einweihungsfeier des KOMM+PAKT TOOLS, keine Veranstaltungen, keine Zusammenkünfte, keine Mitgliederversammlungen, keine Treffen
2021 Mit Unterstützung der Regierungspräsidentin Judith Pirscher arbeiten wir an dem Erwerb eines Grundstücks, auf dem mit Hilfe des Investors und eines Betreibers gebaut werden kann, um besondere Wohnformen entstehen zu lassen